Wenn die Vorfreude den Takt vorgibt
Die Emser Jungtambouren bereiten sich auf die Ostschweizerischen Wettspiele vor
Von Franco Brunner – Südostschweiz, Ausgabe vom Freitag, 18. Juni 2021
Bei Tambourenwettspielen geht es um Präzision und Perfektion. Zehntelspunkte können über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Dies wird auch am Wochenende vom 26. und 27. Juni im st.gallischen Lüchingen der Fall sein, wo die alle vier Jahre stattfindenden Ostschweizerischen Tambourenwettspiele durchgeführt werden. Mit dabei werden auch die beiden Sektionen der Jungtambouren Domat/Ems sein, die an diesem Samstagvormittag vor der Turnhalle Vial noch an den letzten Feinheiten schleifen. Und ja, auch hier geht es unter den prüfenden Blicken von Leandro Spescha, einem der beiden Sektionsleiter, und Andri Seglias, dem Präsidenten des Tambourenvereins Domat/Ems, um Präzision und Perfektion. Dementsprechend konzentriert und aufmerksam sind die Jungtambouren bei der Sache. Und dennoch. Irgend etwas ist anders als sonst. Die Stimmung ist mehr von einer kollektiven Vorfreude denn von einer «punktejägerischen» Angespanntheit geprägt.
«Ja, die Situation ist schon ein wenig anders als sonst vor Wettspielen», erklärt denn auch Leandro Spescha während einer kurzen Probenpause. In erster Linie spüre er bei den Jungtambouren einfach einmal eine riesige Freude, dass man endlich wieder gemeinsam für ein anstehendes Wettspiel proben könne. Es gehe derzeit mehr um das Gruppengefühl als um irgendein angestrebtes Wettspielergebnis. Das heisst allerdings nicht, dass nicht fleissig, exakt und mit einem den Tambourenverein Domat/Ems entsprechenden Qualitätsgedanken geprobt wird. Man habe in den vergangenen Wochen ganz genau gleich intensiv geprobt wie vor vergangenen Wettspielen auch, nur das gemeinsame Probenlager habe man leider nicht durchführen können, sagt Vereinspräsident Andri Seglias. Insofern sind die Emser Jungtambouren auch in diesem Jahr wie gewohnt bestens vorbereitet. «Mit der Durchführung der diesjährigen Ostschweizer Tambourenwettspiele konnte den Jungen ein Ziel gegeben werden, auf das sie hinarbeiten können, und das war und ist in der aktuellen Situation ganz besonders wichtig», sagt Seglias weiter.
Dass die Ostschweizerischen Tambourenwettspiele in Lüchingen am kommenden Wochenende überhaupt durchgeführt werden können, lag, wie so vieles in diesen Tagen, coronabedingt lange in der Schwebe. Nun steht aber fest, dass die Wettspiele stattfinden werden. Allerdings in einer etwas anderen Art als gewöhnlich. So können etwa die Sektionswettkämpfe nur im Bereich der Jungtambouren durchgeführt werden. Die Erwachsenen müssen sich auf Einzelwettkämpfe und ein eigens eingeführtes Dreier-Team-Wettspiel beschränken. Auch finden am Wettspiel-Wochenende selbstverständlich keine Festaktivitäten statt, ja nicht einmal die Eltern der Jungtambouren dürfen ihre Liebsten am Wettspieltag anfeuern.
Natürlich sei es schade, dass sozusagen bloss eine Light-Wettspielvariante durchgeführt werden könne. Auch schmerze es ein wenig, dass es am Sonntag nach dem Wettspiel bei der Rückkehr nach Ems keinen offiziellen Empfang geben werde, wie das sonst ja üblich sei, sagt Seglias. Dennoch. Das Wichtigste sei, dass überhaupt die Möglichkeit bestehe, bei einem Wettspiel mitmachen und so das im Rahmen der Proben Erlernte und somit die gemeinsam gemachten Fortschritte auch präsentieren zu können. Das sehen die Schützlinge des Präsidenten wohl ganz genauso, als nach dem kurzen Fototermin alle schon wieder hochkonzentriert, voll fokussiert und eben mit spürbarer Vorfreude bei den Probenarbeiten sind. Und klar, wenn am Ende denn der eine oder andere Jury-Zehntelspunkt zugunsten der Emser Tambouren sprechen sollte, hätte wohl auch niemand etwas dagegen.